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Pindolya Sutta

Der Almosensammler

Bei einer Gelegenheit hielt sich der Erhabene in der Nähe von Kapilavatthu, im Banyan Park, auf.  Dann in den frühen Morgenstunden entließ er die Gemeinschaft der Mönche aufgrund eines gewissen Vorfalls, zog seine Robe an und ging, seine Schale und äußere Robe tragend, nach Kapilavatthu für (den Erhalt von) Almosen.  Nachdem er nach Kapilavatthu für (den Erhalt von) Almosen gegangen war, nach seiner Mahlzeit, bei seiner Rückkehr von seinem Almosengang, begab er sich in den Großen Wald, um dort für den Tag zu verweilen.  Er ging tief in den Grossen Wald hinein und setzte sich an die Wurzel eines Beluva Bäumchen, für den Tag verweilend.

Dann, als er alleine in Abgeschiedenheit weilte, kam dieser Gedankengang in seinem Bewusstsein auf:  
„Ich habe mich die Mönchsgemeinschaft abgewiesen.  Nun sind hier aber Mönche, Neulinge, die erst kürzlich hinausgezogen sind, erst unlängst zu diesem Dhamma und Ordens-Schulung gekommen sind.  Wenn sie mich nicht sehen, kann es bei ihnen zum Wandel kommen, zur Veränderung kommen.  
Gleich wie wenn ein junges Kalb seine Mutter nicht sieht, kann es bei ihm zum Wandel kommen, zur Veränderung kommen, 
in der gleichen Weise sind hier Mönche, Neulinge, die erst kürzlich hinausgezogen sind, erst unlängst zu diesem Dhamma und Ordens-Schulung gekommen sind.  Wenn sie mich nicht sehen, kann es bei ihnen zum Wandel kommen, zur Veränderung kommen. 
Gleich wie wenn junge Sämlinge kein Wasser bekommen, kann es bei ihnen zum Wandel kommen, zur Veränderung kommen,
in der gleichen Weise sind hier Mönche, Neulinge, die erst kürzlich hinausgezogen sind, erst unlängst zu diesem Dhamma und Ordens-Schulung gekommen sind.  Wenn sie mich nicht sehen, kann es bei ihnen zum Wandel kommen, zur Veränderung kommen. 
Was wäre, wenn ich die Mönchsgemeinschaft unterstützen würde, wie ich es zuvor tat?"

Dann verschwand Brahma Sahampati - mit seinem eigenen Bewusstsein den Gedankengang im Bewusstsein des Erhabenen erfassend - gerade wie ein starker Mann seinen gebeugten Arm ausstrecken könnte oder den ausgestreckten Arm beugen könnte, aus der Brahma-Welt und erschien vor dem Erhabenen.  Er legte sein Obergewand über eine Schulter, kniete sich mit seinem rechten Knie auf den Boden, begrüßte den Erhabenen mit den Händen vor seinem Herzen gefaltet und sprach zu ihm:
„So ist es, Erhabener!  So ist es, Gut Gegangener!  Der Erhabene hat sich von der Mönchsgemeinschaft abgewandt.  Nun sind hier aber Mönche, Neulinge, die erst kürzlich hinausgezogen sind, erst unlängst zu diesem Dhamma und Ordens-Schulung gekommen sind.  Wenn sie den Erhabenen nicht sehen, kann es bei ihnen zum Wandel kommen, zur Veränderung kommen. 
Gleich wie wenn ein junges Kalb seine Mutter nicht sieht, kann es bei ihm zum Wandel kommen, zur Veränderung kommen, 
in der gleichen Weise sind hier Mönche, Neulinge, die erst kürzlich hinausgezogen sind, erst unlängst zu diesem Dhamma und Ordens-Schulung gekommen sind.  Wenn sie den Erhabenen nicht sehen, kann es bei ihnen zum Wandel kommen, zur Veränderung kommen. 
Gleich wie wenn junge Sämlinge kein Wasser bekommen, kann es bei ihnen zum Wandel kommen, zur Veränderung kommen,
in der gleichen Weise sind hier Mönche, Neulinge, die erst kürzlich hinausgezogen sind, erst unlängst zu diesem Dhamma und Ordens-Schulung gekommen sind.  Wenn sie den Erhabenen nicht sehen, kann es bei ihnen zum Wandel kommen, zur Veränderung kommen. 
Möge der Erhabene sich an der Mönchsgemeinschaft entzücken.  Möge der Erhabene die Mönchsgemeinschaft empfangen!  Möge der Erhabene die Mönchsgemeinschaft unterstützen, wie er es zuvor tat! "

Der Erhabene stimmte durch sein Schweigen zu.

Dann verbeugte sich Brahma Sahampati, der die Zustimmung des Erhabenen bemerkte, vor ihm, umkreiste ihn und entschwand geradewegs.

Nun begab sich der Erhabene, als er sich am Abend von der Abgeschiedenheit erhob, zum Banyan-Park.  Beim Eintreffen setzte er sich auf einen vorbereiteten Sitz.  Nachdem er sich gesetzt hatte, übte er eine übernat
ürliche Kraft aus, so dass die Mönche reuevoll, alleine oder zu zweit, zu ihm gingen.  Beim Eintreffen verbeugten sie sich vor ihm und setzten sich zur Seite.  Als sie da saßen, sprach der Erhabene zu ihnen:
„Mönche, es ist eine niedere Form der Lebensweise, das Almosensammeln.  In dieser Welt ist es eine Art Beschimpfung (zu sagen):
‚Geh als Almosensammler mit einer Schale in der Hand!’  Und dennoch haben vernünftige, junge Männer aus gutem Haus es aus einem überzeugenden Beweggrund auf sich genommen.  Sie sind weder aufgrund von Königen noch aufgrund von Dieben dazu gebracht worden, noch wegen Schulden noch aus Angst noch durch den Verlust ihrer Lebensgrundlage, (sondern mit dem Gedanken):
‚Wir sind von Geburt, Alterung und Tod; von Kummer, Klagen, Schmerz, Gram und Verzweiflung befallen; von Stress (dukkha) befallen, durch Stress übermannt.  Möge ein Ende dieser gesamten Leidensmasse und Fülle an Stress zu finden sein!

„Und Obwohl dieser junge Mann aus gutem Haus in dieser Weise hinausgezogen ist, ist dennoch nach sinnlichen Begierden begierig, mit starker Leidenschaft, mit einem böswilligen Geist, verdorben in seinen Entschlüssen, mit verworrener Achtsamkeit, nicht wissensklar, ungesammelt, mit umherschweifenden Geist und mit unbeherrschten Sinnen.
Gleich wie ein Holzscheit eines Bestattungsfeuers, der an beiden Enden brennt und mit Kot in der Mitte bedeckt ist, weder als Brennholz  in einem Dorf noch in der Wildnis verwendet wird,
in vergleichender Weise rede ich von dieser Person.  Es entgehen ihr die Genüsse des Haushälters und sie erfüllt dennoch nicht das Ziel des Asketenlebens.

„Mönche, es gibt diese drei ungeschickten Denkensweisen:
Gedanken der Sinnlichkeit, Gedanken des Übelwollens, Gedanken des Verletzens.  Diese drei ungeschickten Denkensweisen erlöschen restlos in jenem, der mit seinem Geist gut gefestigt in den vier Gründungen der Achtsamkeit verweilt oder die themenlose Geistessammlung entfaltet. (1)
Dies ist Grund genug, Mönche, um die themenlose Geistessammlung zu entfalten.  Die themenlose Geistessammlung, wenn sie entfaltet und gepflegt wird, ist von großer Frucht, von großem Segen.

„Mönche, gibt es diese zwei Ansichten:
die Ansicht des Werdens und die Ansicht des Nicht-Werdens.  Der unterwiesene Schüler der Edlen erwägt nun dies:
‚Gibt es irgendetwas auf der Welt, woran ich anhaften könnte, ohne tadelnswürdig zu sein?’
Er erkennt:
‚Es gibt nichts auf der Welt, woran ich anhaften könnte, ohne tadelnswürdig zu sein."  
Er erkennt:
‚Beim Anhaften würde ich nur an Form anhaften.
Beim Anhaften würde ich nur an Gefühl anhaften.
Beim Anhaften würde ich nur an Wahrnehmung anhaften.
Beim Anhaften würde ich nur an Gebilde (sankhāra) anhaften.
Beim Anhaften würde ich nur an  Bewusstheit (viññana) anhaften.
Von meinem Anhaften als erforderliche Bedingung kommt Werden.  
Von Werden als erforderliche Bedingung kommt Geburt.  
Aus Geburt als erforderliche Bedingung erfolgen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Gram und Verzweiflung.
Derart ist die Entstehung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.’

„Nun was denkt ihr, Mönche:
Ist Form beständig oder unbeständig (anicca)?"

„Unbeständig, Herr."

„Und ist das Unbeständige voll Wohlgefühl oder voll Stress (dukkha)?“

„Voll Stress, Herr."

„Und ist es angebracht, das Unbeständige, Stressvolle, dem Wandel Unterworfene so zu betrachten:
‚Dies ist mein.  Dies ist mein Selbst.  Das bin ich?“’

„Nein, Herr."

„Ist Gefühl beständig oder unbeständig?"

„Unbeständig, Herr."

„Und ist das Unbeständige voll Wohlgefühl oder voll Stress?“

„Voll Stress, Herr."

„Und ist es angebracht, das Unbeständige, Stressvolle, dem Wandel Unterworfene so zu betrachten:
‚Dies ist mein.  Dies ist mein Selbst.  Das bin ich?“’

„Nein, Herr."

„Ist Wahrnehmung beständig oder unbeständig?"

„Unbeständig, Herr."

„Und ist das Unbeständige voll Wohlgefühl oder voll Stress?“

„Voll Stress, Herr."

„Und ist es angebracht, das Unbeständige, Stressvolle, dem Wandel Unterworfene so zu betrachten:
‚Dies ist mein.  Dies ist mein Selbst.  Das bin ich?“’

„Nein, Herr."

„Sind Gebilde beständig oder unbeständig?"

„Unbeständig, Herr."

„Und ist das Unbeständige voll Wohlgefühl oder voll Stress?“

„Voll Stress, Herr."

„Und ist es angebracht, das Unbeständige, Stressvolle, dem Wandel Unterworfene so zu betrachten:
‚Dies ist mein.  Dies ist mein Selbst.  Das bin ich?“’

„Nein, Herr."

„Ist Bewusstheit beständig oder unbeständig?"

„Unbeständig, Herr."

„Und ist das Unbeständige voll Wohlgefühl oder voll Stress?“

„Voll Stress, Herr."

„Und ist es angebracht, das Unbeständige, Stressvolle, dem Wandel Unterworfene so zu betrachten:
‚Dies ist mein.  Dies ist mein Selbst.  Das bin ich?“’

„Nein, Herr."

„Somit, Mönche, ist welche Form auch immer, vergangene, zukünftige oder gegenwärtige; innere oder äußere, grobe oder feine, gewöhnliche oder erhabene, ferne oder nahe, ist jede Form, wie sie tatsächlich ist (yathābhūtam), mit rechter Erkenntnis zu sehen:
‚Dies ist nicht mein.  Dies ist nicht mein Selbst.  Das bin nicht ich.’

„Somit ist welches Gefühl auch immer, vergangenes, zukünftiges oder gegenwärtiges; inneres oder äußeres, grobes oder feines, gewöhnliches oder erhabenes, fernes oder nahes, ist jedes Gefühl, wie es tatsächlich ist, mit rechter Erkenntnis zu sehen:
‚Dies ist nicht mein.  Dies ist nicht mein Selbst.  Das bin nicht ich.’

„Somit ist welche Wahrnehmung auch immer, vergangene, zukünftige oder gegenwärtige; innere oder äußere, grobe oder feine, gewöhnliche oder erhabene, ferne oder nahe, ist jede Wahrnehmung, wie sie tatsächlich ist, mit rechter Erkenntnis zu sehen:
‚Dies ist nicht mein.  Dies ist nicht mein Selbst.  Das bin nicht ich.’

'Somit sind welche Gebilde auch immer, vergangene, zukünftige oder gegenwärtige; innere oder äußere, grobe oder feine, gewöhnliche oder erhabene, ferne oder nahe, sind jede Gebilde, wie sie tatsächlich sind, mit rechter Erkenntnis zu sehen:
‚Dies ist nicht mein.  Dies ist nicht mein Selbst.  Das bin nicht ich.’

„Somit ist welche Bewusstheit auch immer, vergangene, zukünftige oder gegenwärtige; innere oder äußere, grobe oder feine, gewöhnliche oder erhabene, ferne oder nahe, ist jede Bewusstheit, wie sie tatsächlich ist, mit rechter Erkenntnis zu sehen:
‚Dies ist nicht mein.  Dies ist nicht mein Selbst.  Das bin nicht ich.’

„Auf diese Weise erkennend, wird ein gut unterwiesener Schüler der Edlen hinsichtlich der Form ernüchtert, hinsichtlich des Gefühls ernüchtert, hinsichtlich der Wahrnehmung ernüchtert, hinsichtlich der Gebilde ernüchtert, hinsichtlich der Bewusstheit ernüchtert.  Ernüchtert, wird er leidenschaftslos.  Durch Leidenschaftslosigkeit wird er befreit.  Mit der vollkommenen Befreiung kommt die Kenntnis auf, ‚vollkommen befreit’.  Er erkennt:
‚Die Geburt ist beendet, das heilige Leben erfüllt, die Aufgabe erledigt.  Es gibt nichts weiteres um dieser Welt willen.’“


Anmerkungen

(1)  Siehe
MN 121.


translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu