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Udana Sutta

Ein Ausspruch

In Savatthi.  Dort sprach der Erhabene diesen Ausspruch:
„Wäre es nicht, würde es für mich nicht eintreten (1), es wird nicht sein, es wird für mich nicht eintreten (2).  Ein diesbezüglich zuversichtlicher Mönch bräche die (fünf) niederen Fesseln."

Nach diesen Worten sprach ein bestimmter Mönch zum Erhabenen:
„In welcher Weise bräche ein diesbezüglich zuversichtlicher Mönch -
‚Wäre es nicht, würde es für mich nicht eintreten, es wird nicht sein, es wird für mich nicht eintreten’ -
die (fünf) niederen Fesseln?“

„Es gibt den Fall, Mönch, in dem ein ununterwiesener, herkömmlicher Mensch - der die Edlen nicht beachtet, in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult ist, der redliche  Menschen (sappurisa) nicht beachtet, in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult ist - annimmt, dass Form (der Körper) das Selbst sei oder das Selbst Form besitze oder Form im Selbst sei oder das Selbst in der Form sei.
Er nimmt an, dass Gefühl das Selbst sei oder das Selbst Gefühl besitze oder Gefühl im Selbst sei oder das Selbst im Gefühl sei.
Er nimmt an, dass Wahrnehmung das Selbst sei oder das Selbst Wahrnehmung besitze oder Wahrnehmung im Selbst sei oder das Selbst in der Wahrnehmung sei.
Er nimmt an, dass Gebilde das Selbst seien oder das Selbst Gebilde besitze oder Gebilde im Selbst seien oder das Selbst in den Gebilden sei.
Er nimmt an, dass Bewusstheit (viññana) das Selbst sei oder das Selbst Bewusstheit besitze oder Bewusstheit im Selbst sei oder das Selbst in der Bewusstheit sei.

„Er erkennt unbeständige Form nicht, wie es geworden ist (yathābhūtam), als ‚unbeständige Form’.
Er erkennt unbeständiges Gefühl nicht, wie es geworden ist, als ‚unbeständiges Gefühl’.
Er erkennt unbeständige Wahrnehmung nicht, wie es geworden ist, als ‚unbeständige Wahrnehmung’.
Er erkennt unbeständige Gebilde nicht, wie es geworden ist, als ‚unbeständige Gebilde’.
Er erkennt unbeständige Bewusstheit nicht, wie es geworden ist, als ‚unbeständige Bewusstheit’.

„Er erkennt stressvolle Form nicht, wie es geworden ist, als ‚stressvolle Form’.
Er erkennt stressvolles Gefühl nicht, wie es geworden ist, als ‚stressvolles Gefühl’.
Er erkennt stressvolle Wahrnehmung nicht, wie es geworden ist, als ‚stressvolle Wahrnehmung’.
Er erkennt stressvolle Gebilde nicht, wie es geworden ist, als ‚stressvolle Gebilde’.
Er erkennt stressvolle Bewusstheit nicht, wie es geworden ist, als ‚stressvolle Bewusstheit’.

„Er erkennt ohne Selbst seiende Form nicht, wie es geworden ist, als ‚ohne Selbst seiende Form’.
Er erkennt ohne Selbst seiendes Gefühl nicht, wie es geworden ist, als ‚ohne Selbst seiendes Gefühl’.
Er erkennt ohne Selbst seiende Wahrnehmung nicht, wie es geworden ist, als’ohne Selbst seiende Wahrnehmung’.
Er erkennt ohne Selbst seiende Gebilde nicht, wie es geworden ist, als ‚ohne Selbst seiende Gebilde’.
Er erkennt ohne Selbst seiende Bewusstheit nicht, wie es geworden ist, als ‚ohne Selbst seiende Bewusstheit’.

„Er erkennt gebildete Form nicht, wie es geworden ist, als ‚gebildete Form’.
Er erkennt gebildetes Gefühl nicht, wie es geworden ist, als ‚gebildetes Gefühl’.
Er erkennt gebildete Wahrnehmung nicht, wie es geworden ist, als ‚gebildete Wahrnehmung’.
Er erkennt gebildete Gebilde nicht, wie es geworden ist, als ‚gebildete Gebilde’.
Er erkennt gebildete Bewusstheit nicht, wie es geworden ist, als ‚gebildete Bewusstheit’.

„Er erkennt nicht, wie es geworden ist, dass ‚Form nicht mehr sein wird’.
Er erkennt nicht, wie es geworden ist, dass ‚Gefühl nicht mehr sein wird’.
Er erkennt nicht, wie es geworden ist, dass ‚Wahrnehmung nicht mehr sein wird’.
Er erkennt nicht, wie es geworden ist, dass ‚Gebilde nicht mehr sein wird’.
Er erkennt nicht, wie es geworden ist, dass ‚Bewusstheit nicht mehr sein wird’.

„Nun ein gut unterwiesener Schüler der Edlen - der die Edlen beachtet, in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, der redliche  Menschen beachtet, in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist - nimmt nicht an, dass Form (der Körper) das Selbst sei oder das Selbst Form besitze oder Form im Selbst sei oder das Selbst in der Form sei.
Er nimmt nicht an, dass Gefühl das Selbst sei oder das Selbst Gefühl besitze oder Gefühl im Selbst sei oder das Selbst im Gefühl sei.
Er nimmt nicht an, dass Wahrnehmung das Selbst sei oder das Selbst Wahrnehmung besitze oder Wahrnehmung im Selbst sei oder das Selbst in der Wahrnehmung sei.
Er nimmt nicht an, dass Gebilde das Selbst seien oder das Selbst Gebilde besitze oder Gebilde im Selbst seien oder das Selbst in Gebilden sei.
Er nimmt nicht an, dass Bewusstheit das Selbst sei oder das Selbst Bewusstheit besitze oder Bewusstheit im Selbst sei oder das Selbst in der Bewusstheit sei.

„Er erkennt unbeständige Form, wie es geworden ist, als ‚unbeständige Form’.
Er erkennt unbeständiges Gefühl, wie es geworden ist, als ‚unbeständiges Gefühl’.
Er erkennt unbeständige Wahrnehmung, wie es geworden ist, als ‚unbeständige Wahrnehmung’.
Er erkennt unbeständige Gebilde, wie es geworden ist, als ‚unbeständige Gebilde’.
Er erkennt unbeständige Bewusstheit, wie es geworden ist, als ‚unbeständige Bewusstheit’.

„Er erkennt stressvolle Form, wie es geworden ist, als ‚stressvolle Form’.
Er erkennt stressvolles Gefühl nicht, wie es geworden ist, als ‚stressvolles Gefühl’.
Er erkennt stressvolle Wahrnehmung, wie es geworden ist, als ‚stressvolle Wahrnehmung’
Er erkennt stressvolle Gebilde, wie es geworden ist, als ‚stressvollee Gebilde’.
Er erkennt stressvolle Bewusstheit, wie es geworden ist, als ‚stressvolle Bewusstheit’.

„Er erkennt ohne Selbst seiende Form, wie es geworden ist, als ‚ohne Selbst seiende Form’.
Er erkennt ohne Selbst seiendes Gefühl nicht, wie es geworden ist, als ‚ohne Selbst seiendes Gefühl’.
Er erkennt ohne Selbst seiende Wahrnehmung, wie es geworden ist, als ‚ohne Selbst seiende Wahrnehmung’.
Er erkennt ohne Selbst seiende Gebilde, wie es geworden ist, als ‚ohne Selbst seiende Gebilde’.
Er erkennt ohne Selbst seiende Bewusstheit, wie es geworden ist, als ‚ohne Selbst seiende Bewusstheit’.

„Er erkennt gebildete Form, wie es geworden ist, als ‚gebildete Form’.
Er erkennt gebildetes Gefühl, wie es geworden ist, als ‚gebildetes Gefühl’.
Er erkennt gebildete Wahrnehmung, wie es geworden ist, als ‚gebildete Wahrnehmung’.
Er erkennt gebildete Gebilde, wie es geworden ist, als ‚gebildete Gebilde’.
Er erkennt gebildete Bewusstheit, wie es geworden ist, als ‚gebildete Bewusstheit’.

„Er erkennt, wie es geworden ist, dass ‚Form nicht mehr sein wird’.
Er erkennt, wie es geworden ist, dass ‚Gefühl nicht mehr sein wird’.
Er erkennt, wie es geworden ist, dass ‚Wahrnehmung nicht mehr sein wir’.
Er erkennt, wie es geworden ist, dass ‚Gebilde nicht mehr sein wird’.
Er erkennt, wie es geworden ist, dass ‚Bewusstheit nicht mehr sein wird’.

„Durch das Nicht Mehr Sein von Form, durch das Nicht Mehr Sein von Gefühl, durch das Nicht Mehr Sein von Wahrnehmung, durch das Nicht Mehr Sein von Gebilden, durch das Nicht Mehr Sein von Bewusstheit, bräche ein diesbezüglich zuversichtlicher Mönch -
‚Wäre es nicht, würde es für mich nicht eintreten, es wird nicht sein, es wird für mich nicht eintreten’ -
die (fünf) niederen Fesseln.“

„Herr, ein diesbezüglich zuversichtlicher Mönch bräche die (fünf) niederen Fesseln.  Aber in welcher Weise wissend, in welcher Weise sehend, setzt man den Ausströmungen (āsava) unverzüglich ein Ende?“

„Es gibt den Fall, Mönch, in dem ein ununterwiesener, herkömmlicher Mensch in Schrecken gerät, über etwas, wo nicht Schrecken zu geraten ist.  Ein ununterwiesener, herkömmlicher Mensch gerät in Schrecken (wenn er denkt):
‚Wäre es nicht, würde es für mich nicht eintreten, es wird nicht sein, es wird für mich nicht eintreten.’
Ein gut unterwiesener Schüler der Edlen jedoch gerät nicht in Schrecken über etwas, wo nicht Schrecken zu geraten ist.  Ein gut unterwiesener Schüler der Edlen gerät nicht in Schrecken (wenn er denkt):
‚Wäre es nicht, würde es für mich nicht eintreten, es wird nicht sein, es wird für mich nicht eintreten.’

„Sollte Bewusstheit, wenn sie einen Stehplatz einnimmt, an (eine körperliche) Form gebunden, durch Form unterstützt (3), an Form gefestigt, mit Entzücken bewässert stehen, würde sie Wuchs, Wachstum und Fülle bewirken.

„Sollte Bewusstheit, wenn sie einen Stehplatz einnimmt, an Gefühl gebunden, durch Gefühl unterstützt, an Gefühl gefestigt, mit Entzücken bewässert stehen, würde sie Wuchs, Wachstum und Fülle bewirken.

„Sollte Bewusstheit, wenn sie einen Stehplatz einnimmt, an Wahrnehmung gebunden, durch Wahrnehmung unterstützt, an Wahrnehmung gefestigt, mit Entzücken bewässert stehen, würde sie Wuchs, Wachstum und Fülle bewirken.

„Sollte Bewusstheit, wenn sie einen Stehplatz einnimmt, an Gebilde (sankhāra) gebunden, durch Gebilde unterstützt, an Gebilde gefestigt, mit Entzücken bewässert stehen, würde sie Wuchs, Wachstum und Fülle bewirken.

„Wenn da jemand sagen würde:
‚Ich werde ein Kommen und Gehen, ein Vergehen und Entstehen, einen Wuchs, Wachstum und eine Fülle der Bewusstheit abseits von Form, Gefühl, Wahrnehmung und Gebilden beschreiben’, dann wäre das unmöglich.

„Wenn ein Mönch Leidenschaft für das Form-Element aufgibt, dann wird dank dieses Aufgebens der Leidenschaft die Stütze abgeschnitten und es gibt für die Bewusstheit keinen Halt mehr.

„Wenn ein Mönch Leidenschaft für das Gefühls-Element aufgibt, dann wird dank dieses Aufgebens der Leidenschaft die Stütze abgeschnitten und es gibt für die Bewusstheit keinen Halt mehr.

„Wenn ein Mönch Leidenschaft für das Wahrnehmungs-Element aufgibt, dann wird dank dieses Aufgebens der Leidenschaft die Stütze abgeschnitten und es gibt für die Bewusstheit keinen Halt mehr.

„Wenn ein Mönch Leidenschaft für das Gebilde-Element aufgibt, dann wird dank dieses Aufgebens der Leidenschaft die Stütze abgeschnitten und es gibt für die Bewusstheit keinen Halt mehr.

„Wenn ein Mönch Leidenschaft für das Bewusstheits-Element aufgibt, dann wird dank dieses Aufgebens der Leidenschaft die Stütze abgeschnitten und es gibt für die Bewusstheit keinen Halt mehr.

„Die Bewusstheit, derart nicht gefestigt, nicht wachsend, keine Funktion ausführend, ist befreit.  Dank dieser Befreiung ist sie stehend.  Dank dieses Stehens ist sie zufrieden.  Dank dieser Zufriedenheit ist sie nicht erregt (zitternd).  Da sie nicht erregt ist, wird er (der Mönch) in sich selbst völlig entfesselt.   Er erkennt:
‚Die Geburt ist beendet, das heilige Leben erfüllt, die Aufgabe erledigt.  Es gibt nichts weiteres um dieser Welt Willen.’

„In dieser Weise wissend, in dieser Weise sehend, setzt man den Ausströmungen unverzüglich ein Ende.“


Anmerkungen
  1. Das heißt, wäre es nicht mein.
  2. Das heißt, es wird nicht mein sein.
  3. Durch Form unterstützt: das heißt, Form als ihren Gegenstand zu haben.  Ähnlich für Gefühl, Wahrnehmung und Gebilde.


translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu