In Savatthi.
„Mönche, ich werde euch die Last, den Lastträger, das Aufnehmen der Last
und das Ablegen der Last lehren. (1)
Hört zu und seid aufmerksam. Ich
werde sprechen."
„Wie ihr sagt, Herr", antworteten die Mönche.
Der Erhabene sprach:
„Wie ihr sagt, Herr", antworteten die Mönche.
Der Erhabene sprach:
„Und was ist die Last?
‚Die fünf Anhäufungen des Anhaftens (upādāna
khandha)’, sollte man antworten. Welche fünf?
Form als eine Anhäufung des Anhaftens, Gefühl als eine Anhäufung des
Anhaftens, Wahrnehmung als eine Anhäufung des Anhaftens, Gebilde (sankhāra) als eine Anhäufung des
Anhaftens, Bewusstheit (viññana) als eine
Anhäufung des Anhaftens.
Dies, Mönche, nennt man die Last.
„Und welcher ist der Lastträger?
‚Die Person’, sollte man antworten.
Dieser Ehrwürdige mit solchen Namen, solcher Sippenbenennung.
Dies nennt man den Lastträger.
„Und was ist das Aufnehmen der Last?
„Und was ist das Aufnehmen der Last?
Das weiteres Werden bewirkende Begehren - begleitet von Leidenschaft und Entzücken
und sich nun hier und dann dort entzückend - nämlich Begehren nach sinnlichem Vergnügen,
Begehren nach Werden, Begehren nach Nicht-Werden.
Dies nennt man das Aufnehmen der Last.
„Und was ist das Ablegen der Last?
„Und was ist das Ablegen der Last?
Das restlose Schwinden und Beendigung, die Entsagung, das Aufgeben, die Befreiung
und das Loslassen genau dieses Begehrens.
Dies nennt man das Ablegen der Last."
So sprach der Erhabene. Als er jenes gesagt hatte, sagte der Gut-Gegangene, der Lehrer weiterhin:
In der Tat eine Last
sind die fünf Anhäufungen
und der Lastträger
ist die Person.
Die Last in der Welt aufzunehmen
ist Stress (dukkha).
Die Last abzulegen
ist Glückseligkeit.
Die schwere Last abgelegt,
keine andere aufnehmend,
Begehren ausrodend,
einschließlich seiner Wurzel,
so ist man ohne Hunger,
völlig entfesselt.
Anmerkungen
(1) Diese Rede entspricht der Lehre über die vier edlen Wahrheiten, aber mit einer Wendung.
Die Last wird
in gleichen Worten wie die erste edle Wahrheit, die Wahrheit von Leiden und
Stress, definiert. Das Aufnehmen der
Last wird in gleichen Worten wie die zweite edle Wahrheit, die Entstehung von
Stress, definiert und das Ablegen der Last in gleichen Worten wie die dritte
edle Wahrheit, die Beendigung von Stress.
Der vierte Faktor jedoch - der Lastträger - findet keine Parallele in
den vier edlen Wahrheiten und hat sich als einen der umstrittensten Begriffe in
der Geschichte der buddhistischen Philosophie erwiesen. Mit der Definition dieses Faktor als die
Person (oder Einzelperson, puggala) lässt
der Buddha die abstrakte Form der anderen Faktoren fallen und verwendet die
gewöhnliche, alltägliche Sprache einer Erzählung: die Person mit solchem oder
solchem Namen,.
Und wie würde man diese Person in abstraktere Faktoren
übersetzen? Er sagt es nicht.
Nach seinem Ableben jedoch versuchten buddhistischen
Gelehrte eine Antwort dafür zu liefern und spalteten sich in zwei große Lager
hinsichtlich dieser Frage auf.
Ein Lager weigerte sich, den Begriff der Person als eine
Wahrheit auf der endgültigen Ebene einzuordnen. Diese Gruppe regte das an, was schließlich der
klassischen Theravada- Standpunkt hinsichtlich dieses Themas wurde: dass die ‚Person’
einfach eine herkömmliche Bezeichnung für die fünf Anhäufungen wäre.
Das andere Lager jedoch - die sich in die Pudgalavadin (Personalisten) Schule
entwickelte - sagte, dass die Person weder eine endgültigen Wahrheit noch eine
bloße herkömmliche Bezeichnung, weder identisch mit noch völlig getrennt von
den fünf Anhäufungen wäre. Diese
besondere Bedeutung der Person, sagten sie, war erforderlich, um drei Dinge zu
belegen:
den Zusammenhalt der Identität einer Person in diesem
Leben (Erinnerungen einer Person können zum Beispiel nicht Erinnerungen einer
anderen Person werden), die einheitliche Art der Wiedergeburt (eine Person kann
nicht an mehreren Stellen auf einmal wiedergeboren werden) und die Tatsache,
dass mit der Beendigung der Khandhas
beim Tod eines Arahants er/sie das andere
Ufer erreichen soll. Nach diesem Moment jedoch,
sagten sie, könnte nichts weiteres über die Person gesagt werden, denn nur so
weit könnte das Beschreibungsvermögen eines Konzepts gehen.
Wie man sich vielleicht vorstellen kann, beschuldigte die erste Gruppe die zweite Gruppe der Leugnung des Konzepts von anatta oder Nicht-Selbst, während die zweite Gruppe der ersten vorwarf nicht in der Lage zu sein, die Wahrheiten zu belegen, von denen sie sagten, dass es ihr Konzept der ‚Person’ erklären würde. Beide Gruppen mussten jedoch feststellen, dass ihre Positionen sie in philosophische Schwierigkeiten verstrickte, die nie erfolgreich gelöst wurden.
Wie man sich vielleicht vorstellen kann, beschuldigte die erste Gruppe die zweite Gruppe der Leugnung des Konzepts von anatta oder Nicht-Selbst, während die zweite Gruppe der ersten vorwarf nicht in der Lage zu sein, die Wahrheiten zu belegen, von denen sie sagten, dass es ihr Konzept der ‚Person’ erklären würde. Beide Gruppen mussten jedoch feststellen, dass ihre Positionen sie in philosophische Schwierigkeiten verstrickte, die nie erfolgreich gelöst wurden.
Die vielleicht nützlichste Lehre, die aus der Geschichte dieser Kontroverse zu ziehen ist, ist jene, die mit der Aussage des Buddhas in MN 72 übereinstimmt, wo er sich weigert, sich auf die Fragen einzulassen, ob eine Person eine Lebensessenz getrennt von oder identisch mit ihrem Körper hat oder ob nach dem Tod ein Teil eines Arahant existiert oder nicht.
Mit anderen Worten die Fragen sind es nicht wert, gefragt
zu werden. Nichts wird durch die Annahme
oder Ablehnung einer endgültigen Wirklichkeit hinter dem, was wir als eine
Person ansehen, erreicht. Die Strategie des
Übens ist stattdessen die Last, die wir jeweils tragen zu begreifen und sie
abzulegen. Wie SN 22.36 aufzeigt, wenn man aufhört zu versuchen, sich
in irgendeiner Weise zu definieren, ist man frei von allen Einschränkungen -
und das erledigt dann alle Fragen .
translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu