In Savatthi verweilend.
Dann begab sich ein brahmanischer Kosmologe (1) zum Erhabenen und tauschte beim Eintreffen
höfliche Grüsse mit ihm aus. Nach einem Austausch von freundlichen
Grüssen und Höflichkeiten setzte er sich zur Seite. Als er da saß, sprach er zum Erhabenen:
„Was nun, Meister Gotama, existiert alles?" (2)
„,Alles existiert’ ist die ältere Form der Kosmologie.“
„Nun, Meister Gotama, existiert alles nicht?"
„,Alles existiert nicht’ ist die zweite Form der Kosmologie.“
„Was nun, Meister Gotama, ist alles Einheit?"
„,Alles ist Einheit’ ist die dritte Form der Kosmologie.“
„Nun, Meister Gotama, ist alles Verschiedenartigkeit?"
„,Alles ist Verschiedenartigkeit’ ist die vierte Form der Kosmologie.“
„Diese beiden Extreme vermeidend, lehrt der Tathagata das Dhamma mittels der Mitte:
Von Unwissenheit als erforderliche
Bedingung kommen Gebilde (sankhāra).
Von Gebilden als erforderliche Bedingung kommt Bewusstheit (viññana).
Von Bewusstheit als erforderliche
Bedingung kommen Name und
Form.
Von Name und Form als erforderliche
Bedingung kommen die sechs Sinnesträger.
Von den sechs Sinnesträgern
als erforderliche Bedingung
kommt Kontakt.
Von Kontakt als erforderliche
Bedingung kommt Gefühl.
Von Gefühl als erforderliche
Bedingung kommt Begehren.
Von Begehren
als erforderliche
Bedingung kommt Anhaften/Ernährung.
Von Anhaften/Ernährung als erforderliche
Bedingung kommt Werden.
Von Werden als erforderliche
Bedingung kommt Geburt.
Aus Geburt als erforderliche
Bedingung erfolgen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Gram und Verzweiflung.
Derart ist die Entstehung dieser ganzen
Fülle an Stress und Leiden.
„Nun von dem restlosen Verblassen und der Beendigung genau dieser Unwissenheit kommt die Beendigung von Gebilden.
Von der Beendigung von Gebilden
kommt die Beendigung von
Bewusstheit.
Von der Beendigung von Bewusstheit kommt die Beendigung von Name und Form.
Von der Beendigung von Name und Form kommt die Beendigung der sechs Sinnesträger.
Von der Beendigung der sechs Sinnesträger kommt die Beendigung von Kontakt.
Von der Beendigung von Kontakt kommt
die Beendigung von Gefühl.
Von der Beendigung von Gefühl kommt
die Beendigung von Begehren.
Von der Beendigung von Begehren kommt die
Beendigung von Anhaften/Ernährung.
Von der Beendigung von Anhaften/Ernährung kommt die Beendigung von Werden.
Von der Beendigung von Werden kommt die Beendigung von Geburt.
Durch die Beendigung von Geburt erlöschen
Alterung, Tod, Kummer, Klagen,
Schmerz, Gram und Verzweiflung.
Derart ist die
Beendigung dieser ganzen
Fülle an Stress und Leiden.“
Nach diesen Worten sagte der kosmologische Brahmane zum Erhabenen:
„Großartig, Herr. Großartig! Als ob er aufrecht stellen würde, was
umgestürzt war, enthüllen würde, was verborgen war, dem Verlorenem den Weg
zeigen würde oder eine Lampe in die Dunkelheit tragen würde, so dass jene mit
Augenlicht Formen sehen könnten,
in gleicher Weise hat der Erhabene - durch viele Denkweisen - das Dhamma
klar gemacht. Ich nehme Zuflucht beim Erhabenen, im Dhamma und in der
Mönchsgemeinschaft. Möge der Erhabene sich an mich als Laiengetreuen
erinnern, der von diesem Tag an Zuflucht genommen hat, fürs Leben."
Anmerkungen
(1) Die kosmologischen (lokayata) Denkschulen zogen aus dem, was sie als das allgemeine Grundgesetz des materiellen Kosmos sahen, ihre Schlüsse und formulierten so ihre Lehren, wie das Leben gelebt werden sollte.
In der Neuzeit entsprächen sie jenen, die ihre
Philosophien durch die Grundgesetze begründen, die aus den Naturwissenschaften,
wie die Evolutionsbiologie oder die Quantenphysik, ziehen. Obwohl die
Kosmologen im Indien in der Zeit des Buddhas über das erste Grundgesetz
verschiedener Meinung waren, neigten sie zu mehr Einigkeit, ihre ersten
Grundgesetze - was auch immer sie waren - dazu zu nutzen, um für Hedonismus als
die beste Lebenseinstellung zu argumentieren.
(2) ‚Alles’ kann
man auch mit ‚das Ganze’, ‚das All’ übersetzen.
Diesen Begriff betreffend sagt SN
35.23:
„Was ist ‚Alles’?
Einfach das Auge und die Formen, das Ohr und die Laute,
die Nase und die Düfte, die Zunge und die Geschmäcker, der Körper und die
Tastempfindungen, der Intellekt und die Gedanken.
Dies, Mönche, nennt man ‚Alles’.
Wer sagen würde:
„Ich lehne dieses ‚Alles’ ab und werde ich ein anderes
bekannt machen“, wäre, wenn er über den Sachverhalt dieser Aussage befragt
würde, nicht in der Lage, ihn zu erklären und würde darüber hinaus auf Ärger
stoßen. Warum?
Weil es außerhalb des (Sinnen-) Bereichs liegt."
Mehr zu diesem Thema siehe The Mind Like Fire Unbound, Chapter 1.
translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu